Johannes Milenz

Hallo mein geliebter Johannes,

letzte Woche wäre dein 76 Geburtstag gewesen.

Es wäre so schön gewesen wenn wir diesen hätten feiern können. Ich liebe und vermisse dich immer noch so sehr und denke immer noch oft an dich.

Zu deinem Gedenken und von Mutter wollte ich in der Kirche eine Kerze anmachen gehen, aber die Kirche am Marienplatz war geschlossen. Habe ich so auch noch nicht erlebt. Muss aber wegen der Vandalen wohl so sein.  Die Welt hat sich einfach so sehr verändert. Gut, dass du dies nicht mehr miterleben musst und dieses Land in seiner Blütezeit erleben durftest. Meine und die nächsten Generationen werden leider ein sehr verändertes Deutschland erleben.

Ich drücke dich und gebe dir wie früher ab und zu ein Küsschen auf deine Glatze.

Hallo mein Lieber,

der letzte Besuch bei dir auf dem Friedhof tat gut.

Einziger Aufreger war der Typ mit dem Basketball.

Aber kennst mich ja, habe ihn um Ruhe gebeten.

Timon war wieder in der Zeitung. Dieses Mal mit seinem Basketballverein.

Bald treten wir seinen Schulabschlusstripp nach China an.

Die Abschlussfeier war nicht so toll wie die von Kitty.

Aber wir haben an dem Tag wieder an dich gedacht, denn du wärst natürlich ein Teil dieser Feier gewesen und hättest wahrscheinlich getanzt.

Hätten bestimmt auch eine nette Singlemama für dich gefunden,

Nach unsserem Urlaub fängt Timon mit dem Jahrespraktikum im Krankenhaus und dem Fachabitur an der Maria Lenzen Schule an.

Der Kerl geht schon seinen Weg, auch wenn er als Pubertier recht anstrengend ist.

Du und ich hätte nach Kittys Auszug in die WG nach Aachen sicherlich öfter miteinander telefoniert, da es mir mental auch nicht so gut geht im Moment.

Das wirkt sich leider auch körperlich aus. Ich bin total fertig.

Na gut, das wars erstmal von mir.

Bis hoffentlich bald.

Ich liebe und vermisse dich sehr.

Du schaffst es immernoch mir Tränen in die Augen zu treiben.

Wir lesen uns.

Kitty ist jetzt ein sogenanner "Ersti" (Erstsemester).

Du wärst so stolz auf sie, Opa einer Physik, Mathe und Informatikstudentin hört sich doch gut an.

Dann hoffen wir mal, dass sie alle ihre Ziele erreicht.

Bitte wache über sie

Hallo,

in dieser Woche hätten wir es richtig krachen lassen.

Du wärst 75 Jahre alt geworden.

Natürlich haben wir an dich gedacht. 

Natürlich brennt auch nach über einem Jahr, nachdem du uns verlassen hast, jeden Abend deine Kerze.

Natürlich kommen mir auch wieder Tränen während ich diesen Text schreibe.

Es hat mich fürchterlich geärgert, dass Unterwestrich nun doch nicht weggebaggert wird.

Du hättest bleiben können, wir hätten uns öfter gesehen, du wärst zu deinem vertrauten Arzt gegangen, du wärst nich von A nach B geschickt worden. Hier sind große Kliniken im Umkreis, die meiner Meinung nach mehr Möglichkeiten und Kompetenz als diese Dorfklinik haben UND dich VERMUTLICH hätten retten können.

Alles umsonst.

Das schmerzt einfach noch mehr.

Die Kinder vermissen dich. Deine Lieblingsenkelin fängt in der nächsten Woche mit ihrem Physik-Studium an.

Du wärst bestimmt stolz auf sie gewesen.

Man sagt, das der Schmerz über den Tod eines wichtigen Menschen nach 1 Jahr aufhört.

Das ist bei mir nicht der Fall. Es vergeht kein einziger Tag an dem ich nicht an dich denke und traurig bin.

Manchmal gibt es Sitationen die mich an dich erinnern und ich muss einfach weinen.

Natürlich ärgere ich mich manchmal auch, dass du mir versprochen hattest, das für die Kinder vorgesorgt wäre. 

Ob ich berücksichtigt gewesen wäre, ist nicht so wichtig,  aber das du nicht wirklich etwas für die Kinder schriftlich fixiert hast,  ärgert mich für die Kinder, es wäre einfach für die Kinder schön gewesen.

Ach,  ich bin froh, dass ich mir hier mein Herz ausschütten kann.

Ich habe in letzter Zeit ein paar neue Rezepte ausprobiert. Wenn du noch gelebt hättest, oder in Unterwestrich geblieben wärst,  dann hätte ich dich als Testesser angefufen und du wärst schnell vorbeigekommen.

Dein Platz bleibt bis auf die Besuche von Oliver leer. Oft schaue ich rüber auf deinen Platz und denke, "da hat mein Johannes immer gesessen".

Timon hatte ja zuletzt auch Geburtstag.  Du hättest ihn wieder angerufen und wir wären zu deinem Lieblingsasiaten gegangen.

Wir hatten auch überlegt, zum Thai in Gladbach zu gehen, aber da wären die Erinnerungen an dich zu stark gewesen,  da wir dich an dem Tag als wir dort das letzte mal essen waren, lebend gesehen haben.

Egal wo du jetzt bist, tu mir bitte den Gefallen, schau ab und zu vorbei und beschütze uns.

Ich vermisse und liebe dich, solange bis wir uns wiedersehen.

Dein Sascha

Herr Milenz, wir sind entsetzt....

Wir haben uns gefragt, was in Ihrem Haus passiert. Viele Arbeiter, aber Herrn Milenz haben wir länger nicht gesehen und nicht gehört. Jetzt haben wir die schreckliche Nachricht gehört. Wir sind tief betroffen. Warum haben wir nichts mitbekommen? Wir wohnen nur ein paar Häuser voneinander entfernt. Was ist bloß passiert? Wir werden Sie immer als gut gelaunt in unserer Erinnerung behalten.

Danke für Ihren Besuch bei uns.